Zeugen eines Massenmords

Brief des wegen Hexerei verhafteten und gefolterten Bürgermeisters Johannes Junius an seine Tochter. Bamberg, 24.7.1628 (Detail, Staatsbibliothek Bamberg RB.Msc.148/300). „Zu viel hundert tausend guter nacht, hertzliebe dochter Veronica. Unschuldig bin ich in das gefengnus kommen, unschuldig bin ich gemartert worden, unschuldig muß ich sterben. Dan wer in das hauß kompt, der muß ein drutner werden oder wirdt so lang gemartert, biß er etwas auß seinem kopf erdachts weiß und sich erst, das Got erbarme, uf etwas bedencke.“

Ausstellung der Staatsbibliothek Bamberg in Kooperation mit dem Bezirk Oberfranken als Teil des Programms der Themenwochen zur Hexenverfolgung

Ein bedrückendes Kapitel der Bamberger Geschichte ist die Verfolgung vermeintlicher Hexen im 17. Jahrhundert. Hunderte von schuldlosen Frauen und Männern wurden zwischen 1616 und 1631 im Hochstift Bamberg hingerichtet, weil sie unter Folter ausgesagt hatten, mit dem Teufel einen Pakt geschlossen und Schadenszauber ausgeübt zu haben.

Der wichtigste Quellenbestand zur Geschichte der Bamberger Hexenprozesse, darunter die Protokolle der Verhöre, liegt in der Staatsbibliothek Bamberg. Die Prozessakten wurden im 19. Jahrhundert, da sie für die Verwaltung nicht mehr von Nutzen waren, als Altpapier verkauft. Durch günstige Umstände blieben sie erhalten und gelangten in verschiedenen Partien in die damalige Königliche Bibliothek Bamberg.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl aus dem Aktenmaterial, aber auch andere Objekte zur Geschichte der Bamberger Hexenprozesse und Beispiele für historisch fundierte Forschungsarbeiten vom 19. bis ins 21. Jahrhundert.

Kupferstich mit Darstellung und Grundriss des Bamberger Melefizhauses (Staatsbibliothek Bamberg V B 211 m)

Einen theologiegeschichtlichen Zugang zu dem Thema eröffnet der Vortrag, den Domkapitular Dr. Norbert Jung am Dienstag, den 9. Oktober 2012, um 19 Uhr in der Staatsbibliothek Bamberg halten wird: „Die Hexenverfolgung in theologiegeschichtlicher Perspektive“. Vortrag und Ausstellung sind Teil des Programms der Bamberger Themenwochen „Die Hexenprozesse im Hochstift Bamberg – eine vorläufige Bilanz“.

Der Vortrag wird heute, Mittwoch, 10. Oktober um 19 Uhr aufgrund des großen Interesses wiederholt.

Öffnungszeiten:
Mo – Fr    9.00 – 17.00 Uhr
Sa    9.00 – 12.00 Uhr
Sonn- und feiertags geschlossen